Leben im besetzten Westjordanland
Anhand der Arbeit des AEI kann man sehen, wie motivierend und zugleich demotivierend die Tätigkeiten von NGOs in Palästina sind, die sich im sozialen Bereich engagieren. Fuad erzählt Besuchern oft von der Gründungszeit des Instituts unter den Umständen der ersten Intifada. Der Drang nach Wissen und Bildung hat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AEI ins private Risiko gezwungen, Kinder und Jugendliche zu unterrichten - mit allen erdenglichen Mitteln. Beispielsweise bei Fuad im Wohnzimmer, versammelt um die Englischen Nachrichten im Fernsehen. Durch Drohungen der Besatzungsmacht mussten sie schließen, machten aber in den Oslo-Jahren mit großer Geschäftigkeit weiter: Es gab viele Sprachkurse, Computer-Lehrgänge und Jugend- sowie Frauengruppen. Dies ist eine Veranschaulichung der Sumud, der Standhaftigkeit und Resilienz trotz der widrigen Umstände.
Heutzutage sieht die Gemengelage etwas anders aus: Gelder für Projekte aus dem Ausland fehlen, es gibt Probleme mit dem Bildungsministerium und den Schulen, die Kinder und Jugendlichen lassen sich kaum für Treffen und Veranstaltungen begeistern. Zudem ist die Stimmung innerhalb der palästinensischen Gesellschaft nicht positiv in Bezug auf ehrenamtliches und gesellschaftliches Engagement. Sahar, eine Mitarbeiterin, beschreibt, dass viele Teilnehmende an Projekten die NGOs bezichtigen, hohe Summen an ausländischen Geldern in die eigene Tasche zu wirtschaften. Projekte und Ideen einfach umzusetzen ist hier auch nicht mehr so möglich. Die Menschen fragen sich: warum soll ich da mitmachen? Was bringt mir das individuell? Wer sind diese Menschen? Aus welchen Familien kommen sie? Welche Religion haben sie? Wer steht dahinter? … Dies spiegelt insgesamt eine Gesellschaft wider, die sich nicht in der Lage sieht, ihres eigenen Schicksals Herr zu sein. Bad Governance macht sich in der eigenen Regierung breit und die Besatzung scheint stärker und gefestigter als zuvor. In wirklicher Notlage kann man sich nur selbst helfen, alle anderen schauen weg. Und so kommen viele Menschen zu dem Schluss, dass jeder und jede sich um seine oder ihre eigenen Probleme kümmern müsse – vor der eigenen Haustüre kehren, wie man es so schön ausdrückt.
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May 2023
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