Leben im besetzten Westjordanland
Ist er das wirklich? Die Frage steht uns beiden ins Gesicht geschrieben, als wir uns zwischen herunterhängenden Kreuzen und Maria-Bildnissen stehend mustern. Dass der Laden mit dem Label „Giacaman“ versehen ist, das wusste ich bereits. Aber doch nicht gleich mit dem Nachnamen von meinem Freund Tamer.
Erstaunt über die Anwesenheit des jeweils anderen begrüßen wir uns Mitten im Souvenir-Shop. Sein Vater hatte ihn zur Unterstützung hergebeten, erklärt er. Viele Touristen sind wohl wieder auf der Suche nach einem materiellen Andenken aus der Geburtsstadt Jesu Christi. „Jetzt weißt du auch, warum ich nicht religiös bin“, sagt mir Tamer, während er auf die vielen christlichen Produkte aus dem begehrten Olivenholz deutet. „Für mich ist das alles nur Holz“. Doch gerade das möchte ich ja kaufen, als Gastgeschenk für eine arabisch-muslimische Familie, die ich am Wochenende in Nazareth besuchen. Meine Entscheidung fällt schließlich zugunsten einer kleinen Holzschatulle aus. Sie ist eines der wenigen nicht-christlichen Gegenstände im vollgestopften Laden. „Das soll also ein Geschenk werden?“, fragt Tamer. „Dann will ich dafür kein Geld haben.“ Sein eindringlicher Blick siegt anschließend gegen meine Proteste, doch etwas zu bezahlen. „Machs gut, Habibi. Wir sehen uns“, verabschiede ich mich.
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May 2023
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